Der unsichtbare Tote

Lange lag der Zeuners Fritz im ehemaligem Nailaer Krankenhaus, bevor ihn der Tot hinwegraffte. Am späten Nachmittag klingelte das Telefon  im Rathaus in Schwarzenbach. Der Bürgermeister wurde gebeten, den Schwarzenbacher Leichenwagen zu schicken, um den Verstorbenen nach Schauenstein zu seiner Wohnung zu transportieren.

Mit dem Gemeindediener Konrad wurde der Ströhlas Peter beauftragt, mit dem Pferdegespann und dem Leichenwagen am nächsten Tag den Leichentransport vom Nailaer Krankenhaus nach Schauenstein durchzuführen und gegen 15.oo Uhr am Ortseingang von Schauenstein sich einzufinden. Dort würden ihn die Leichträger erwarten, welche den Leichenwagen bis zur Wohnung begleiten würden.

Wie beauftragt, führte er am nächsten Morgen den Transport durch. Im Krankenhaus wurde ihm der Eichensarg übergeben und nachdem er seine Pferde gefüttert und getränkt hatte, spannte er wieder an und lenkte sein Gefährt geschickt durch die Gassen von Naila Richtung Selbitz-Schauenstein.

Tatsächlich wurde er bereits erwartet und die vier Träger folgten dem Leichenwagen zur Wohnung des Verstorbenen. Im Trauerhaus war bereits alles vorbereitet zur Aufbahrung des Toten. Die vier Träger hoben den schweren Sarg aus dem Wagen und trugen ihn ins Haus. Die anwesende Leichfrau schickte nun alle Anwesenden bis auf den Kutscher aus der Wohnung, denn sie musste den Toten herrichten. Den Peter –sie duzte ihn, weil sie sich schon lange kannten - bat sie, den Sarg zu öffnen, was dieser dann auch tat.

Beide schauten in den Sarg und dann sich an. Der Sarg war leer. Ganz zögerlich griff die Leichfrau in den leeren Sarg so als Kontrolle, vielleicht war der Tot unsichtbar. Doch ihre Hände griffen ins Leere. Gemeinsam hoben sie den Deckel auf den Sarg und  Peter schraubte ihn fest.

Eine Verwechselung im Krankenhaus, dem Ströhlas Peter wurde ein leerer Sarg zum Transport übergeben. Nochmals fuhr er zurück zum Krankenhaus und übernahm dann, nachdem er sich vergewissert hatte, dass im Sarg tatsächlich auch ein Toter lag, den Rücktransport nach Schauenstein.            dipf