Alte Kirche

Kommend von Straßdorf kurz hinter Straßhaus ist auf der linken Seite ein großes zusammenhängendes Waldgebiet, welches bis hinunter zur Wilden Rodach reicht. Im oberen Teil direkt an der Kreisstraße führt die Waldabteilung offiziell den Namen „Holzspitze“. Größtenteils im Staatsbesitz stand im 18. und 19. Jahrhundert die Naturverjüngung in der Fortführung der Walderneuerung als das erklärte Ziel der zuständigen Forstbehörden. Das führte dazu, dass zu Studienzwecken aus Süd- und Norddeutschland Mitglieder der Forstakademien und Waldbauschulen häufig anwesend und teilweise kurzfristig tätig waren. Im nordöstlichen Bereich der Waldabteilung gibt es den Waldflurnamen „Alte Kirche“. Ein Gotteshaus mitten im Wald? Nur Einheimische und Fachleute wissen den Standort, wo heute außer Steinfundamenten kaum noch etwas mehr zu erkennen ist. Geschichten und Sagen befassen sich seit Jahrhunderten mit diesem Bauwerk, eine kleine goldene Christusfigur, ein Grabkreuz, ein Glockenschwengel wurden gefunden und bei Nachsuchungen vor mehr als 20 Jahren ein großer Holzbohrer, handgeschmiedete Nägel und andere Kleineisenteile. Warum aber ausgerechnet hier in dieser Waldeinsamkeit einmal eine Kirche stand bleibt rätselhaft. Doch sie wird als erste Kirche genannt und dem Missionswerk irischer Missionare zugerechnet, die im 7. Jahrhundert Nordhalben missionierten, wo auch auf das Kirchlein bei Bernstein hingewiesen wurde. Stand diese „Alte Kirche“ auf einer alten Kultstätte? Möglich wäre es. Der fränkischen Urahnen Aussagen folgend haben dieses Bergbaugebiet slawische Volksstämme bewirtschaftet, gerodet, Äcker angelegt und Siedlungen errichtet. Die Bachnamen Thiemitz oder Zegitz (heute Zegast) oder Culmitz deuten auf diese Besiedlung hin. Diesen Volksstämmen war der Wald heilig, hier war der richtige Platz ihren Göttern Opfer zu bringen in absoluter Einsamkeit und ihrem Heidenglauben zu Wodan göttliche Ehren zu erweisen. So ein den heidnischen Göttern geweihter Platz diente oft als Standort einer Kirche und den frommen Männern im Christenglauben zu leben und zu missionieren.  Und das in stürmischen Nächten ein kopfloser Schimmel mit Wodan im Sattel noch heute diesen geheiligten Opferplatz aufsucht, das zu nächtlicher Zeit das „Graue Männchen“ unterwegs ist und den Spätheimkehrer in die Irre leitet, das aus dem Eisenkreuz für die Gemeinde Räumlas vor langer Zeit ein Nachtwächterspieß gefertigt und auch genutzt wurde wie auch die von einem armen Buben aus Göhren gefundene goldene Christusfigur dessen Familie einen kleinen Reichtum bescherte, alles in Sagen und Geschichten niedergeschrieben und manches auch heute noch zu erleben.  Ludwig Uhland reimte es so: „Man hört im fernen Wald von oben her ein dumpfes Läuten, doch niemand weiß, von wann es hallt und kaum die Sage kann es deuten“.      dipf